Indien versucht sich am 35-Dollar-Pad

Das indische Bildungsministerium macht ernst: Das sagenumwobene 35-Dollar-Tablet geht tatsächlich in Produktion. Den Auftrag hat ein einheimischer Hersteller bekommen, der sich schon einmal durch eine Billigst-Produkt-Ankündigung hervorgetan hat und ein Stück Historie mit Apple teilt.

Die Ankündigung des indischen Erziehungsministers ließ Experten und Computerfans aufhorchen. Er wolle einen besonders billigen Tablet-PC herstellen lassen, erklärte Kapil Sibal Ende Juli. Der solle mit Touchscreen, Webcam, W-Lan und Mediaplayer-Software ausgestattet sein und trotzdem nur 1600 Rupien kosten, umgerechnet sind das 26 Euro oder 35 Dollar. Bei Apple bekommt man dafür nicht einmal ein iPad-Netzteil.

Logisch, dass Sibals Ankündigung mit reichlich Skepsis aufgenommen wurde. Schon für die benötigten Bauteile müsse man mehr bezahlen, als das Gerät am Ende kosten soll, merkte etwa “Wired” an. Dass sich ausgerechnet US-Informatiker und MIT-Professor Nicholas Negroponte anbot, bei dem Projekt mitzuwirken, half auch nicht unbedingt. Negropontes eigenes Projekt “One Laptop per Child” – “Ein Laptop pro Kind” – hat es selbst nie geschafft, Notebooks auch nur annähernd so billig zu machen wie ursprünglich geplant. 100 Dollar sollten die Mobilrechner für Schüler in der Dritten Welt kosten, sind bis heute aber rund doppelt so teuer.

Eine Schnittmenge zwischen Negroponte und Sibal bildet allerdings die angepeilte Kundschaft. Auch der indische Minister will mit seinen Lowcost-Computern Schüler und Studenten ausstatten.

Ob es der Hersteller schafft nun einen Tablet-PC zu bauen, der den Titel “billigster seiner Klasse” verdient, ist ebenso unklar. Immerhin aber versuchen sich auch andere Unternehmen daran, die Preise kräftig zu drücken. So hat etwa die ebenfalls indische Firma Allgo  bereits einen Prototypen eines besonders billigen Tablet-Rechners zeigen können. Für den werden allerdings 50 Dollar Verkaufspreis angepeilt.

Möglicherweise also muss die indische Regierung doch noch Subventionen heraustun, um den angekündigten Preis halten zu können. Für HCL Technologies dürfte es aber auch eine Frage der Ehre sein, das Ziel zu erreichen. Schließlich schmückt sich das Unternehmen mit dem Hinweis, weltweit seit mehr als 30 Jahren ein Vorreiter der Computerindustrie zu sein. Man habe zur selben Zeit wie Apple – und drei Jahre vor IBM – bereits eigene Mikrocomputer gebaut und damit den Grundstein für die indische PC-Industrie gelegt, heißt es auf der Website des Unternehmens.

Ob das Unternehmen nun auch die Forderung erfüllen kann, das 35-Dollar-Tablet zu bauen, wird sich in einigen Monaten zeigen. Die erste Lieferung soll am 10. Januar 2011 bereitliegen.

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